Hast du dir schon mal die Frage gestellt, warum es so schwerfällt, gute Gewohnheiten aufzubauen? Dabei gibt es wenige Dinge, die ein so mächtigen Einfluss auf dein Leben haben. Und trotzdem ist es gut möglich, dass du nächstes Jahr zur selben Zeit die gleichen Dinge tust, wie dieses Jahr anstatt Dinge zu verbessern.
Trotz anfänglich hoher Motivation und den besten Vorsätzen schaffen wir es nicht länger als ein paar Tage oder Wochen, die neuen, angestrebten Gewohnheiten aufrecht zu halten. Danach werden sie allzu häufig zu einer Qual. Hingegen scheinen Gewohnheiten, sobald einmal etabliert ewig zu bleiben, insbesondere die Schlechten. 😉
Warum das Ändern und Aufbauen von Gewohnheiten so schwer ist, hat maßgeblich zwei Gründe:
- Wir versuchen das Falsche zu ändern und
- Wir versuchen Gewohnheiten auf die falsche Art und Weise zu ändern bzw. zu etablieren
In diesen ersten Teil kümmern wir uns um den ersten Punkt. Freue dich auf einen weiteren Artikel zu Punkt 2.
Inhalt
Die drei Ebenen der Verhaltensänderungen
Verhaltensänderungen können auf drei verschiedenen Ebenen passieren. Der Ergebnis-, Prozess- und Identitäts-Ebene.
Die äußerste Ebene ist die Ergebnisebene. Hier versuchst du dein Verhalten anhand von Ergebnisse zu ändern. Also du willst Gewicht verlieren und einen Waschbrettbauch, du willst 1000 € mehr Gehalt, du willst den Berlin-Marathon gewinnen und so weiter. Das Setzen von Zielen passiert auf dieser Ebene.
Die zweite Ebene bildet das Ändern der Prozesse. Du optimierst oder implementierst neue Systeme. Also z.B. du entwickelst eine Morgenroutine, die es dir ermöglicht pro Woche ein neues Buch zu lesen und dir deinen ersehnten Waschbrettbauch anzutrainieren. Oder du implementierst einen neuen Arbeitsablauf, der deine Produktivität steigert. Ein Großteil deiner Gewohnheiten spielen sich auf dieser Ebene ab.
Die dritte Ebene bildet das Ändern deiner Identität. Dies umfasst all deine Glaubenssätze, Annahmen und Vorurteile, die sich seit deiner Kindheit gebildet haben. Geld ist schlecht, zu einer Ehe gehören Mann und Frau, Sex außerhalb der Ehe ist eine Sünde, kein Erfolg ohne harte Arbeit usw.
Bei Ergebnissen dreht sich alles um, was du bekommst. Prozesse zeigen, was du tust. Deine Identität spiegelt, wider was du glaubst.
Lege deinen Fokus auf deine Identität
Wenn du langfristige Gewohnheiten etablieren willst, geht es nicht darum, welche Ebene besser oder schlechter ist. Alle drei Ebenen sind in ihrer eigenen Art nützlich. Die Herausforderung liegt in der Richtung der Änderung.
Viele Leute fokussieren sich beim Ändern ihrer Gewohnheiten auf das “Was”, das sie erreichen wollen. Dies führt zu Ergebnis-basierten Gewohnheiten.
Die Alternative dazu bilden Identitätsbasierte Gewohnheiten. Hier liegt dein Fokus auf dem “Wer” du werden willst.
Der Unterschied lässt sich wunderbar am Beispiel von zwei Personen darstellen, die sich beide dazu entschieden haben, mit dem Rauchen aufzuhören:
Die erste Person lehnt die Zigarette ab und sagt, “Nein, danke. Ich versuche aufzuhören. Angetrieben von externer Motivation, kämpfst die Person gegen seine Gewohnheit zu rauchen an. Innerlich sieht sich die Person aber weiterhin als Raucher.
Die zweite Person lehnt ebenfalls die Zigarette ab. Seine Antwort: Nein Danke, ich bin kein Raucher.
Der Unterschied scheint marginal, aber dennoch ist er von großer Bedeutung, denn im Gegensatz zur ersten Person zeigt er eine Veränderung seiner Identität. Die zweite Person sieht sich nicht mehr als Raucher. Rauchen ist nicht mehr Teil seines Lebens.
Deine Identität der Saboteur
Die meisten Menschen wählen den Ergebnis-basierten Ansatz und denken gar nicht über eine Veränderung ihrer Identität nach.
Sie wollen ihren Waschbrettbauch, wählen also ihr Ziel und einen bestimmten Trainingsplan, den Prozess, um dieses Ziel zu erreichen. Eine Änderung ihrer Glaubenssätze, die ihr Verhalten antreibt, erwägen sie aber nicht. Dabei ist es in der Regel dieses Bild von uns selbst, dass unsere Bemühungen ein Verhalten zu ändern sabotiert.
Das System Demokratie z. B. besteht u. a. aus den Glaubenssätzen der Freiheit, Rechtmäßigkeit und der sozialen Gleichheit. In einer Diktatur hingegen herrschen andere Normen, wie uneingeschränkte Autorität und bedingungsloser Gehorsam. Menschen in einer Diktatur oder besser ehemaligen Diktatur zu Wahlen zu bewegen, wird ungleich schwerer als in einer Demokratie. Wahlen sind nicht nur nicht Teil der Identität der Menschen, die in einer Diktatur aufwachsen. Vielmehr unterliegen sie dem Glaubenssatz, dass Wahlen unmöglich sind.
Dies lässt sich auf alle Bereiche unserer heutigen Gesellschaft übertragen. Wir alle unterliegen Glaubenssätze und Annahmen, die unsere Systeme gestalten, eine Identität, die hinter unseren Gewohnheiten steht.
Kurzfristig können wir gegen unsere Identität handeln.
Du machst dir Sorgen um deine Gesundheit und würdest gerne mehr für diese tun. Kurzfristige Erfolge, dank der neuesten hippen Diät, sind auch gar nicht so schwer zu erreichen. Solange du aber nicht an dir selbst arbeitest, an deiner Identität, wirst du schnell in deine alten Verhaltensmuster zurückfallen. Werde zum Sportler, der Spaß an Training und gesunder Ernährung hat, anstelle des Couch-Potato, der Komfort und Entspannung vorzieht.
Die ultimative Form intrinsischer Motivation
Die ultimative Form intrinsischer Motivation, deinem inneren Antrieb, erreichst du, wenn eine Gewohnheit Teil deiner Identität wird.
Wenn deine Identität, dein Stolz auf dem Spiel steht, wirst du du alles in deiner Kraft Mögliche tun, um diese Gewohnheit auch aufrecht zuhalten.
Jeder kann mit ein wenig externer Motivation dazu bewegt werden, ein paar Mal ins Fitnessstudio zu gehen, sich ein paar Mal gesund zu ernähren oder einen Monat lang weniger Geld für unnötige Dinge auszugeben.
Solange ein Verhalten aber nicht ein Teil von dir wird, bleiben dies kurzfristige und nicht nachhaltige Änderungen deines Verhaltens.
Versuche nicht ein Buch zu lesen. Werde ein Leser!
Versuche nicht einen Marathon zu laufen. Werde ein Läufer!
Wenn sich dein Verhalten und deine Identität komplett auf einer Linie befinden, dann hast du den Punkt erreicht, an dem du keine Änderung des Verhaltens mehr anstrebst. Du lebst schlicht dein Leben, wie es deiner Identität entspricht.
Ein Wort der Warnung
Du weißt jetzt welch ein mächtiges Werkzeug das Ändern deiner Identität in Bezug auf dein Verhalten und deine Gewohnheiten ist. Doch wie es so schön heißt: “Mit viel Macht” kommt viel Verantwortung”, denn das Ändern deiner Identität ist ein zweischneidiges Schwert. Wie viele Aspekte in der Verhaltenspsychologie, können sie nicht nur für dich wirken, sondern auch gegen dich.
Sie können deine Fähigkeit sich zu ändern massiv beeinträchtigen. Viele Menschen laufen im mentalen Tiefschlaf durch die Welt, geblendet von den Normen, die sie zum Teil ihrer Identität gemacht haben.
Ich kann nicht mit Geld umgehen.
Ich bin schlecht mit Zahlen.
Ich bin schlecht in Sport.
Ich kann mir Namen nicht merken.
Ich bin zu alt für Technologie.
Die Liste lässt sich endlos fortsetzen. Wir alle habe diese negativen Glaubenssätze. Das Problem ist, dass wir uns diese Dinge so oft selbst erzählen, dass wir anfangen diese als Teil von uns, von unserer Identität zu sehen.
Wir fangen an bestimmtes Verhalten zu meiden oder komplett einzustellen. Deine Identität sabotiert mit der Zeit Verhaltensmuster, die ihr widersprechen. Das bedeutet, wenn du eine neue Gewohnheit etablieren willst, die objektiv betrachtet absolut positiv für dich ist, sie aber nicht mit deiner Identität übereinstimmt, dann wirst du diese nicht erfolgreich, langfristig etablieren.
Es sind nicht die schlechten Tage, die dich scheitern lassen
Du wirst beim Aufbauen neuer Gewohnheiten immer wieder mal schlechte Tage haben, wo du zu viel zu tun hast oder du einfach müde und keine Energie hast. Das ist völlig normal. Langfristig betrachtet sind es nicht diese schlechten Tage, die eine Gewohnheit scheitern lässt, sondern es ist deine Identität, dein Bild von dir selbst, das dir in den Weg kommt.
Wir alle haben bestimmte Glaubenssätze, die unser grundsätzliches Selbstverständnis von uns und wie wir in dieser Welt mit anderen Menschen leben wollen. Diese Normen sind essenziell und der Kern unserer Identität. Ehrlichkeit, Verlässlichkeit, Integrität.
Daneben gibt es viele Normen, die weniger essenziell sind. Normen, die uns dienen können, uns besser, gesünder, klüger machen können oder aber uns schaden können.
Dinge, die einst positiv für uns waren, können mit der Zeit negative Folgen haben. Daher ist es wichtig sich mit nicht essenziellen Normen, nicht zu stark zu identifizieren.
Der Weg zum bestmöglich “Ich” erfordert ein stetiges Anpassen deiner Glaubenssätze, ein stetiges Verbessern und Expandieren deiner Identität.
Du bist was du tust
Deine Identität entwickelt sich aus deinen Gewohnheiten.
Wir alle werden geboren als Buch mit leeren Seiten. Jeder unserer Glaubenssätze inklusive derer über uns selbst sind angelernt und bedingt durch unsere Erfahrungen. Unsere Gewohnheiten verkörpern unsere Identität.
Wenn du jeden Tag trainierst, verkörpert dies deine Identität als sportlicher Mensch. Wenn du jeden Tag rauchst, dann verkörpert dies deine Identität als Raucher. Wenn du jeden Tag bis in die Puppen schläfst, dann verkörpert dies deine Identität als Langschläfer. Je häufiger und regelmäßiger du ein Verhalten wiederholst, desto mehr verstärkt dies deine Identität, die mit diesem Verhalten verknüpft ist.
Wie auch immer deine aktuelle Identität ausschaut, du bist von dieser überzeugt, weil du Beweise dafür siehst.
Wenn du jeden Abend ins Fitnessstudio gehst, dann siehst du den Beweis dafür, dass du sportlich bist. Wenn du jede Woche ein Buch liest, dann siehst in jedem Buch in deinem Bücherregal den Beweis dafür, dass du ein Leser bist. Umso mehr Beweise du für einen bestimmten Glaubenssatz siehst, desto stärker wird auch dein Glaube in diesen.
Stell dir vor, du bist ein leicht übergewichtiger Teenager, eher der Waschbär- als Waschbrettbauch-Typ. Zu deinem Geburtstag bekommst du die Biografie von Arnold Schwarzenegger geschenkt. Anfangs wenig interessiert, packt dich nach ein paar Kapitel der Ehrgeiz und die Motivation.
Du sagst dir: Waschbärbauch und Schlabberarme ade und suchst dir ein Fitnessstudio in deiner Nähe. Du verbringst dort ab sofort täglich den Großteil deiner Freizeit. Mit der Zeit purzeln die Kilos und dein Bizeps wächst mit jedem Training ein wenig mehr. Genauso wie der Rest deiner Muskeln.
Jeder Tag Training, jedes verlorene Kilo, jeder mm Muskelwachstum ist ein weiterer Beweis deiner stetig wachsenden Identität als Sportler und Bodybuilder. Du siehst, wir werden nicht geboren als Sportler, Bodybuilder, Musiker, Autor oder Künstler. Wir werden dazu durch unsere täglichen Gewohnheiten.
Es gibt natürlich auch andere Dinge, die unsere Identität prägen, aber unsere Gewohnheiten sind aufgrund ihrer regelmäßigen Frequenz in den allermeisten Fällen die Wichtigsten.
Jede Erfahrung in unserem Leben prägt unser Selbstbild, aber die wenigsten Menschen dürften sich für einen Schriftsteller halten, nur weil sie in der Abendschule als Hausaufgabe einen Aufsatz über Hundewelpen geschrieben haben. Erst durch das regelmäßige Wiederholen häufen sich langsam die Beweise an und unser Selbstbild schärft und verstärkt sich.
Einmalige Erlebnisse verblassen, die Wirkung von Gewohnheiten verstärken sich.
Wichtig zu verstehen ist, dass dieser nicht von jetzt auf gleich, sondern schrittweise passiert. Wir schnippen nicht mit den Fingern und sind auf einmal jemand anderes. Die Veränderung tritt Schritt für Schritt, Tag für Tag, Gewohnheit für Gewohnheit ein. Jede Handlung ist ein kleiner Erfolg auf dem Weg zu der Person, die du werden möchtest. Jede Wiederholung bestätigt dich ein kleines Stück mehr auf dem Weg zu deiner neuen Identität.
Du siehst also, der Weg zu ändern, wer du bist, ist zu ändern, was du tust.
Jede Seite, die du schreibst, macht dich ein Stück mehr zum Schriftsteller.
Jedes Training, macht dich ein Stück weiter zum Sportler.
Jede Stunde Klavier Spielen macht dich mehr zum Musiker.
Beachte hierzu noch mal mein Wort der Warnung. Gewohnheiten sind ein zweischneidiges Schwert. Dies gilt natürlich auch hier. Jedes Mal, wenn du dich für eine schlechte Gewohnheit entscheidest und die entsprechende Handlung ausführst, ist dies ein kleiner Beweis für diese Identität.
Der Weg zu deiner Identität
Dem Weg zu deiner Identität liegt ein einfacher Prozess zugrunde:
- Entscheide dich, wer du sein willst und wer nicht
- Beweise es dir mit täglichen, kleinen Siegen
Es liegt in deiner Hand. Entscheide dich, wer du bist, wer du sein willst und wer nicht.
Eine große Sache. Keine Frage. Wofür willst du stehen? Was sind deine Prinzipien, deine Werte? Wer willst du werden?
Bist du dir unsicher, kannst du für den Start das Feld auch von hinten aufräumen, denn die meisten Menschen wissen zumindest welche Ergebnisse sie wollen.
Waschbrettbauch, mehr Gehalt, mehr Sex, mehr Wissen und so weiter. Überlege dir, wer ist die Person, die das jeweilige Ziel erreicht? Wer ist diese Person, die 10 kg purzeln lässt und sich einen Waschbrettbauch antrainiert? Wer ist diese Person, die das nächste Unicorn Start-up aufzieht?
Sobald du eine grobe Vorstellung hast, wie die Person sein muss, fängst du an mit deinen kleinen, täglichen Handlungen, die dich Stück für Stück in die richtige Richtung bringen.
Du weißt jetzt du ändern solltest, um deine Erfolgsgewohnheiten erfolgreich aufzubauen. Deine Identität. Sie gibt die Richtung vor, in die du dich bewegen willst.
Um dort hinzugelangen, gilt es auch die zweite große Hürde zu meistern. Die Art und Weise wie du deine Gewohnheiten aufbaust, beziehungsweise ändern willst. Alles dazu erfährst du in Teil 2. Alle was du für den Start und als Grundverständnis zu Gewohnheiten wissen solltest, findest du hier.