Erfolgsgewohnheiten sind der Schlüssel zum Erfolg. Klingt erst mal toll und irgendwie auch gar nicht kompliziert.
Du hast dich mit der Theorie befasst. Verstehst, was Gewohnheiten eigentlich sind und wie sie funktionieren. Vor zwei Tagen war Neujahr, naturgemäß ist deine Motivation geradezu maximal aufgeladen und du sprühst vor Tatendrang.
Du hast dir deine neuen Erfolgsgewohnheiten bereits zurechtgelegt. Ab Montag wirst du Teil des 5 AM Club. Früh aufstehen und die Morgenstunden aktiv für dich nutzen. HITT-Workout, Meditation, Journaling, Lesen. Die perfekte Morgenroutine.
Jetzt stellt sich nur die Frage aller Frage. Wie lange muss ich denn nun „durchhalten“ bis alles automatisch und ohne großen Aufwand passiert? Meine neue Erfolgsgewohnheit etabliert ist.
Häufiger hast du von den „magischen“ 21 Tagen gehört. Was es wirklich mit den 21 Tagen auf sich hat und wie lange es tatsächlich dauert neue Gewohnheiten zu bilden, erfährst du in diesem Artikel.
Inhalt
Der 21 Tage Mythos
Noch immer weitverbreitet ist der Mythos von den 21 Tagen. Zurückzuführen ist dieser Mythos auf die Arbeit vom Schönheitschirurgen Dr. Maxwell Maltz in den 50er-Jahren.
Dieser beobachtete, dass es bei seinen Patienten in der Regel mindestens 21 Tage nach einer Schönheits-OP dauerte, bis sich diese an ihr neues Gesicht gewöhnt hatten. Gleiches beobachtete er bei Patienten mit Amputationen. Diese spürten in der Regel über diesen Zeitraum ihre Phantomschmerzen.
Im Jahr 1960 veröffentlichte Dr. Maltz u.a. diese Ergebnisse in seinem Weltbestseller “Psycho-Cybernetics”, der sich über 30 Mio. mal verkauft hat.
Mit dem Erfolg begann leider auch das Problem. Immer mehr Menschen übernahmen die Aussage „Es dauert 21 Tage bis sich neue Gewohnheiten bilden“. Darunter viele der großen „Gurus“, wie Zig Ziglar oder Tony Robbins.
Blöd bei der Geschichte war lediglich, dass die Menschen ein kleines, aber entscheidendes Wort in der Aussage von Dr. Maltz unter den Tisch fallen ließen. Dieser sprach in seinen Studien, nämlich von mindestens 21 Tagen. Ein kleiner, aber doch entscheidender Unterschied.
So nahm das Unheil seinen Lauf und es zeigte sich ein leider weitverbreitetes Phänomen. Wenn genügend Leute eine falsche Aussage oft genug wiederholen, fangen wir an diese für wahr zunehmen.
Fairerweise muss man sagen, der Mythos ist natürlich auch leicht zu glauben. 21 Tage sind einfach eine klare, leicht verständliche Aussage und ein Zeitraum der überschaubar ist. Ändere dein Leben in nur drei Wochen, ist schon sehr verlockend.
Tja, dumm gelaufen… Also wie lange dauert es jetzt wirklich neue Gewohnheiten zu bilden oder auch schlechte Gewohnheit zu brechen?
So lange dauert es tatsächlich neue Gewohnheiten zu bilden
Im Jahr 2009 führten britischen Forscher eine Studie durch, um die Frage endgültig wissenschaftlich zu beantworten.
Dabei untersuchten sie über einen Zeitraum von 12 Wochen insgesamt 96 Teilnehmer. Diese entschieden sich für eine Gewohnheit, die sie etablieren wollten und berichteten täglich, ob sie die Gewohnheit durchgeführt haben und wie automatisch diese ablief.
Die gewählten Gewohnheiten waren dabei vollkommen unterschiedlich. Einige objektiv deutlich leichter zu erfüllen, wie z. B. das Trinken einer Flasche Wasser zum Mittag. Andere wiederum, wie täglich 15 Minuten Joggen vor dem Essen, waren mit mehr Aufwand verbunden.
Die Wissenschaftler kamen dabei zum Ergebnis, dass die Antwort auf die magische Frage durchschnittlich etwas mehr als zwei Monate ist. Ganz genau waren es im Durchschnitt 66 Tage.
Wichtig dabei ist jedoch, das dies Durchschnittswerte sind. Tatsächlich benötigten die Teilnehmer der Studie zwischen 18 und 254 Tagen. Das Etablieren einer Gewohnheit ist also absolut individuell und abhängig von der Person, seinem Verhalten und natürlich der Gewohnheit, die gebildet werden soll.
Die Studie zeigte einen weiteren interessanten Punkt, denn danach spielte ein einzelner Aussetzer beim Versuch, die Gewohnheiten zu bilden, keine Rolle. Ein schlechter Tag reicht also nicht aus, um den Prozess zu stoppen.
Was bedeutet dies für dich?
Das Etablieren einer neuen Gewohnheit ist oft ein steiniger Weg, der seine Zeit dauern kann. Setze deine Erwartungen entsprechend und klammere dich nicht an eine magische Zahl, bis zu der die Gewohnheit automatisch ablaufen muss. Es kann dauern, und zwar zwischen 18 Tagen und ca. 8 Monaten.
Big Picture – Warum die Dauer nicht wichtig ist
Alles blöd, könnte man jetzt erst mal denken. Nichts mit eben schnell in drei Wochen das Leben ändern. Mir persönlich hilft es in Situationen, in denen es nicht wie erhofft läuft, einfach mal die Perspektive zu wechseln. Sich die Situation aus einem anderen Blickwinkeln anschauen. Schauen wir uns die Ergebnisse der Studie doch mal aus der Vogelperspektive an.
Ja, es ist nicht so leicht, wie uns lange Zeit verkauft wurde. Aber ist das wirklich so tragisch?
Wenn wir ehrlich mit uns selbst sind, dann wissen wir alle, dass es keinen schnellen Erfolg, keine „Quick Wins“ gibt. Wirklicher, langfristiger Erfolg ist harte Arbeit und diese benötigt einfach seine Zeit. „Gut Ding braucht Weile“ heißt es so schön. Also lass dich nicht unter Druck setzen und akzeptiere die Situation und begegne sie entsprechend.
Die gute Nachricht. Du musst nicht perfekt sein. Das Bilden von Gewohnheiten verzeiht dir Fehler. Lerne aus ihnen und entwickle Strategien, die dir helfen, schnell wieder in die Spur zu kommen und die gleichen Fehler in Zukunft zu vermeiden.
Der wichtigste Punkt jedoch ist, dass es bei Gewohnheiten gerade nicht um dieses eine große Ereignis geht, das uns den Erfolg bringt. „Nach 21 Tagen bin ich ein besserer Mensch und habe den Erfolg meines Lebens“. Vielmehr geht es darum, durch die richtigen Gewohnheiten ein langfristiges System zu schaffen, dass uns zu dem Menschen werden lässt, der wir wirklich sein wollen. Der Erfolg, egal in welchem Lebensbereich auch immer, folgt dann automatisch.
Zusammenfassung
Das solltest du aus diesem Artikel für dich mitnehmen:
- Nein, die 21 Tage sind nicht die magische Zahl, sondern tatsächlich nur ein Mythos.
- Tatsächlich dauert das Bilden von neuen Gewohnheiten durchschnittlich 66 Tage. Wichtig: Durchschnittlich! Es kann also schneller, aber auch deutlich länger dauern. Entscheidend bist du, die Gewohnheit und deine Umstände.
- Es ist okay Fehler zu machen. Der Prozess toleriert kleine Aussetzer.
- Es gibt keine Quick Wins. Sehe das ganze Thema als einen langfristigen Prozess an und setze deine Erwartungen entsprechend.